Marokko zum Schmunzel

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spezi266
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Marokko zum Schmunzel

Beitrag von spezi266 »

Eigentlich wollte ich den Beitrag erst ins Funeckerl stellen, aber da es um Benzin geht gehört er wohl zum Benzingeflüster.
026.JPG
Ich bin Alololiker. Gib mir noch einen Schluck aus der Pulle. :mrgreen:

Natürlich ist Nico (so heißt der gute Mann mit der großen Kanten) kein Alololiker (Alkoholiker).
Wie es zu dem Bild kam erzähle ich euch jetzt.
Der Tag begann besch.....
Nachdem wir vom French Fort (etwa 20km südlich von Missour) abgefahren sind, ist bei Marion auf der TW Yamaha die Kette rausgesprungen. Also nachspannen. Aber sie hatte keinen passenden Schlüssel dabei. Wir hatten nur 24er und keinen 22er im Werkzeugsortiment.
Bodo hat versucht den Sprinter Bus einzuholen, der uns vorausgefahren war, leider ohne Erfolg.
Nachdem alle Versuche gescheitert waren, die fest angezogene Hinterachsmutter mit unseren 24er Schlüsseln mit Beilagen zu öffnen, entdeckte ich am näheren Horizont ein Fahrzeug abseits unserer Piste. Ich schickte Nico dorthin um auszukunden ob der Fahrzeugtreiber ein Werkzeug besitzt. Der schotterte querfeldein in Richtung des Fahrzeugs. Einmal bei einer Wasserrinne sah ich ihn wieder zurückkommen, aber dann bewegte er sich wieder auf Kurs. Etwas darauf kam er mit einem Franzosenschlüssel bewaffnet wieder retour und erzählte, dass das Fahrzeug einem Fernmeldemonteur gehöre, der zwar recht gut sortiert im Werkzeug sei, aber keinen 22er Schlüssel dabeihabe.
Macht nichts, der Franzose passte und die widerwärtige Hinterachsmutter war im Nu auf, und die Kette von Marion nachgespannt, und das Bud Spencer Bike war wieder fahrbereit.
Wir suchten eine neue Piste nach Talsinnt, um nicht immer wieder in unserer Ausgespurten (Track am Navi) nachzufahren.
Irgendwann kam eine Kreuzung. Rechts ging es zu einer verlassenen Ortschaft mit einer handvoll Häusern. Bodo war bei der Sprinterverfolgung schon im Ort, und erzählte, dass es von dort nicht weiterging.
Also bogen wir links ab, der Stromleitung nach, in der Hoffnung, dass sie uns nach Talsinnt bringen wird.
Die Piste war frisch gehobelt, die Wasserrinnen mit Übergängen (aufgeschütteten Rohren) ausgestattet. Wir kamen gut voran, und die Landschaft wurde immer bergiger und schöner.
004.JPG
Schließlich erreichten wir eine Abzweigung. Wir bogen rechts ab, in der Vermutung, die Piste würde uns in südliche Richtung bringen. Die Fahrunterlage war nun ruppiger, überquerte einige Hügel und war speziell an den Steigungen etwas anspruchsvoller. Wir legten manchmal kurze Pausen ein. Auf einem Hochplateau gab es sogar Handyempfang. Google Maps wurde geöffnet. Natürlich befanden wir uns auf dieser Karte im Nowhere, aber wir konnten erkennen, dass unser Standort bereits weit östlich von Talsinnt war. Nico studierte das Navi, wo auch nichts drauf war. Der nächste Ort zu dem er uns hätte lotsen können war Bechar. Diese Stadt liegt bereits in Algerien, und dort können wir sicher nicht hinfahren witzelte ich.
Auch meinte er, dass er mit dem Sprit schon etwas knapp werde.
Die Piste war zwar mit zwei Fahrspuren gut erkenntlich, aber schon gut drei Stunden waren wir keinem Fahrzeug, und auch keinem Esel begegnet.
Also die Karte 1:1 000 000 in die Hand genommen. Laut Handy und Navi bewegten wir uns immer nach Osten, sogar bereits über Anoual hinweg. Und dorthin wo diese Piste führte gab es auch keine eingezeichneten Orte.
Also point of no retourn. Entweder der Piste folgen ins Ungewisse oder umkehren. Vor etwa 15km hatten wir ein Tal durchquert, wo an einem trockenen Qued einige Dattelpalmen dahindürrten. Auch zwei Häuser hatten wir gesehen.
Also zurück zu den Häusern.
Nico fuhr das erste Haus an. Ein junger Mann döste im Schatten vor dem einfachen Lehmbau. Als er sah, dass Nico mit dem sonoren Akrapovic, auf seine Bleibe zusteuerte, nahm er die Beine in die Hand, sprintete am vorderen Eingang in die Lehmhütte, und am hinteren Ausgang ins Freie, wo wahrscheinlich ein bescheidener Anbau von Ackerfrüchten stattfand. Ich konnte von der Piste das Spektakel gut verfolgen. Dann lief er wieder zum hinteren Eingang, und lugte seitlich ins Haus, ob Nico an der Vordertüre hineinspazieren würde. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, und deutete Nico, dass es keinen Sinn hätte dort zu fragen wo die Piste nach Talsinnt oder Anoual verläuft, und ob es Sprit gäbe.
Auf zum zweiten Haus, das sich etwas weiter abseits der Piste befand. Neben dem Haus stand ein alter Ford Custom LKW, Modell etwa 1972. Das erweckte schon mehr Hoffnung. Die Leute liefen auch nicht davon, und verstanden Nicos brüchiges Französisch einigermaßen. Sie deuteten auf das Qued, und dass auf es auf der anderen Seite eine ,,Tankstelle" gäbe.
Zum Qued führte eine Spur, und als ich ins trockene Flussbett runterfuhr konnte ich auch den einigermaßen gepressten Kies einer Fahrspur erkennen. Der gepresste Kies wurde zwar tiefer und looser, dann ging es über gröbere Steine und Sand zur anderen Flussseite. Über eine steile, aber feste Böschung konnte man das Qued wieder verlassen. Ich fuhr hinauf und konnte dann eine gute Fahrspur erkennen. Jetzt blickte ich zurück, wie es meinen Mitfahrenden ergangen war. Oweh, Bodo hatte die schwere GS1250 im Kies versenkt und war zu Sturz gekommen. Nico war schon am Rückweg um zu helfen, und Marion stand bei Bodo. Also entschloß ich mich zu Bodo zurückzufahren, um die BMW wieder auf die Beine zu bringen.
Hier sei angemerkt, dass Bodo sehr durchtrainiert ist, und es normalerweise schafft, die schwere GS samt Gepäck aufzustellen. Die war aber so blöd gefallen, dass sie im loosen Kies bei einer Rinne bergab lag. Zu dritt hieften wir das gewaltige Moped mit Gepäck wieder auf die Räder. Bodo hatte sich den Fuß etwas überdehnt, weil er vergeblich versucht hatte die GS vor dem Fall noch zu halten. Aber Reiter und Ross konnten weiter.
Als alle an der anderen Seite angekommen waren, hockte ein Einheimischer mit einem Spritkanister neben der Piste. das war die angepriesene Tankstelle. :mrgreen:
Nicos KTM und die Bud Spencer Yamaha von Marion wurden betankt. Ich musste noch prüfen ob der Sprit ok ist. Also geschaut ob Wasser im Kanister ist, und wie der Sprudel riecht. Wie frisch von der Zapfsäule bestätigte ich.
021.JPG
Das Beste aber erfolgte bei der Bezahlung. 10 Liter vom Sprudel kosteten 100 Dirham (ca. 10 Euro), also billiger als an der Tanke. Wo die das Zeugs herhaben weiß ich nicht.
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spezi266
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Re: Marokko zum Schmunzel

Beitrag von spezi266 »

024.JPG
Die Hütte rechts oben im Hintergrund muss das ,,Tanklager" sein.

Die Piste wechselte noch sieben mal die Flussseite, führte durch herrliche Berglandschaft und war ein Genuss zu fahren.
Nach etwa 25km kamen wir wieder an eine Kreuzung, wo wir auf eine nach den Fahrspuren mehr befahrene Piste einmündeten.
Rechts ab, und nach etwa 35km erreichten wir den Ort Anoual, wo wir auf die Asphaltstrasse nach Talsinnt stießen.
In Talsinnt übernachteten wir im Cafe Bell Vieu (das mit dem Touareg Zeichen an der Wand)
Die Familie von Marion (Gemahl und Sohn) hatten sich schon echte Sorgen um uns gemacht. Aber jetzt konnten sie Marion wieder in die Arme schließen.
Sie hat mit der Bud Spencer Yamaha an diesem Tag ca. 210km Schotterstrecke bravorös gemeistert, und war somit hero of the day.
Bei einem guten Te Mint ließen wir den Abend noch ausklingen. Irgendwer hat noch einige Bierdosen Flag-Beer angeschleppt, aber in Marokko bin ich nicht so sehr der Bierfetischist.
Fazit:
Ist der Tagesbeginn besch..... , kann der Tag trotzallem wirklich schön werden. Adventure finden meist zufällig statt. :top:

LG vom Spezi
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Re: Marokko zum Schmunzel

Beitrag von theonewhoknowstorock »

Super G'schicht!
life's a lesson - you learn it when you're through.
FYYFF
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Re: Marokko zum Schmunzel

Beitrag von Radltreiber »

Na endlich mal was Neues und net immer in die ausgefahrenen Gleise . :band: :hurra:
Wenn schon italienisch dann Spaghetti aber keine Bikes
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spezi266
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Re: Marokko zum Schmunzel

Beitrag von spezi266 »

Radltreiber hat geschrieben: Di 7. Mai 2019, 12:11 Na endlich mal was Neues und net immer in die ausgefahrenen Gleise . :band: :hurra:
Wo san die Gleise? Ich muss mei Twin auf Spur bringen. ;-)
DSCN1944.JPG
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